#ChallengeAccepted: Rückblick auf den 1. Healthcare Hackathon Würzburg

Die Herausforderungen im Gesundheitswesen sind RIESIG, die Möglichkeiten digitaler Technologien sind es auch. Warum nicht beides im Rahmen eines Hackathons zusammenbringen: Healthcare Challenges mit technologieaffinen Menschen? Zwei Tage rauchten am 25. und 26. Januar 2024 im Ideenlabor des ZDI die Köpfe. Die Ergebnisse sind beeindruckend, etwa ein Chatbot für Vorab-Patienteninterviews, eine Symptomtagebuch-App und eine KI für die rheumatologische Diagnostik. Mehr dazu gleich.

Organisiert hatte das erste Event dieser Art in Bayern die Uniklinik Würzburg, die Uni Würzburg, das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) und das ZDI Mainfranken. 32 Menschen aus ganz Deutschland waren angemeldet. Aufgrund des Bahnstreiks konnten aber nur 21 Personen teilnehmen. Unter ihnen waren Studierende aus den Bereichen Informatik, Human-Computer Interaction und Luft- und Raumfahrttechnik sowie Berufstätige, darunter ein Arzt.

Sie sollten digitale Prototypen entwickeln und frische Perspektiven einbringen. Wie wichtig das ist, betonte Judith Gerlach, bayerische Staatsministerin für Gesundheit, Pflege und Prävention, in ihrer Grußbotschaft: "Der demografische Wandel zwingt uns, neue Wege zu finden, um auch in Zukunft eine hochwertige medizinische und pflegerische Versorgung sicherzustellen. Hier spielen innovative digitale Lösungen eine ganz zentrale Rolle."

Wo und wie technologieaffine Menschen konkret einen Beitrag leisten können, zeigte Dr. Cornelia Kolb in einer inspirierenden Keynote zum Auftakt der Veranstaltung auf. Sie ist Geschäftsführerin des Würzburger Start-ups Awesome Technologies, das unter anderem Lösungen im Bereich Telemedizin entwickelt.


Herausforderungen bei den Herausforderungen

Die acht Challengesexterner Link des Hackathons wurden von Mitarbeitenden des Universitätsklinikums Würzburg eingereicht. Die Challenges hatten es in sich, wie Team Lyrebirds in ihrem Abschluss-Pitch deutlich machte. Ihre Aufgabe bestand darin, einen Echtzeit-Sprachmodulator für Patient:innen zu entwickeln, denen der Kehlkopf entfernt wurde. Ziel ist, die Stimme wieder natürlicher klingen zu lassen, da diese nach der OP sehr tief und durch ein stumpfes Gurgeln gekennzeichnet ist. 

Dafür musste das Team zunächst die anatomischen Aspekte der Problematik verstehen und sich einen Überblick über mögliche Lösungsansätze verschaffen. "Einen schnellen Demonstrator zu bauen, hat nicht geklappt. Nach zwei Tagen haben wir aber ein tieferes Verständnis für die Problematik und wissen, in welche Richtung die Audio-KI Forschung gehen kann", so Teammitglied Johannes Allgaier, Doktorand am Institut für Medical Data Science des Uniklinikums Würzburg.


Bis zu 90 Prozent Zeitersparnis dank KI

Am Freitagnachmittag war es so weit: Fünf Teams präsentierten nach 14 Stunden Umsetzung inklusive Pitchvorbereitung vor einer fachkundigen Jury und zahlreichen Gästen. Das Interesse war so groß, dass man vom Ideenlabor ins benachbarte Technologie- und Gründerzentrum Würzburg (TGZ) umziehen musste. 

Gewonnen hat CapAI. Das vierköpfige Team erhielt 1.000 Euro Preisgeld für eine KI-basierte Lösung in der rheumatologischen Diagnostik. Damit lässt sich das Raynaud-Syndroms abklären – eine Erkrankung, bei der sich die Finger bei Kälte oder Stress weiß, blau und dann rot verfärben. Die sogenannte Weißfingerkrankheit ist meist harmlos, ihr können aber auch Erkrankungen des Bindegewebes oder Autoimmunerkrankungen zugrunde liegen. 

"Überzeugt hat uns beim Siegerteam, dass sie innerhalb kürzester Zeit eine KI mit wenig Bildmaterial trainiert und außerdem eine Backend-Lösung samt Benutzeroberfläche erstellt haben", so Jurymitglied Dr. Cornelia Kolb von Awesome Technologies. 

Auch der Challengegeber ist begeistert: "Wird der Prototyp weiterentwickelt, brauche ich zukünftig vielleicht nur noch drei bis fünf Minuten für die Aufnahme und Diagnose, anstatt wie bisher 30 Minuten. Das sind bis zu 90 Prozent Zeitersparnis”, so Patrick-Pascal Strunz, Assistenzarzt für Rheumatologie am Universitätsklinikum Würzburg.


Die weiteren Platzierungen: 

  • Platz 2 (600 Euro Preisgeld) MediGuard: Entwicklung einer Webseite, um kritische Vorfälle in Kliniken anonym zu teilen, zu bearbeiten und zu veröffentlichen.
     
  • Platz 3 (400 Euro) HealConnect: App-basiertes Symptomtagebuch zur Betreuung von Patient:innen mit Kopf- und Halskrebs.
     
  • MediBotIQ: Intelligenter Chatbot für Vorab-Patienteninterviews in Ambulanzen.

Ein voller Erfolg – in jeder Hinsicht

Dr. Christian Andersen, Organisator, Jurymitglied und Leiter des ZDI Mainfranken, lobte die Leistung aller Teams: "Es war beeindruckend zu sehen, wie viel motivierte Menschen erreichen können und welche Lösungen an zwei Tagen für komplexe und für die Teilnehmenden fachfremde Themen entstehen können."

Prof. Rüdiger Pryss, Medizininformatiker am Lehrstuhl für Klinische Epidemiologie und Biometrie, ergänzt: "Der erste Healthcare Hackathon Würzburg hat einen Nerv getroffen. Das zeigen die Anmeldezahlen, die insgesamt 30 eingereichten Challenges von Kolleg:innen aus dem Uniklinikum, von denen wir leider nur acht berücksichtigen konnten und das große Interesse von Seiten der Sponsoren."

“Der Healthcare Hackathon ist aus unserer Sicht die perfekte Bühne, um frei von Beschränkungen Ideen entwickeln und Brücken zwischen Technik und Medizin bauen zu können. Huawei investiert gerne und mit Leidenschaft in neues, offenes Denken. Aus diesem Grunde freuen wir uns, Sponsor dieser "Kreativwerkstatt" sein zu dürfen. Der Hackathon bettet sich nahtlos in unsere generelle Kooperationsstrategie mit dem Deutschen Gesundheitswesen, der Forschung und Lehre, als auch innovativer Startups ein“, so Jörg Karpinski Sales Director Germany und Director Public & Utility Germany bei Huawei Technologies Deutschland GmbH.


Wie geht es jetzt weiter? 

Das Siegerteam CapAI wird seinen Prototypen im Universitätsklinikum Würzburg präsentieren und ihn so weit fertigstellen, dass andere daran weiterarbeiten können – vielleicht im Rahmen eines Forschungsprojektes. 

Einen neuen Termin für einen weiteren Healthcare Hackathon Würzburg gibt es noch nicht. 2024 sind ähnliche Events in München und Erlangen geplant, alles Weitere erfährst du auf dieser Webseiteexterner Link. Am besten Du abonnierst unseren Newsletterexterner Link, um auf dem Laufenden zu bleiben.  


An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Teilnehmer:innen, den Challengegeber:innen und den zahlreichen Sponsoren, ohne deren finanzielle Unterstützung das Event nicht möglich gewesen wäre: Awesome Technologies Innovationslabor GmbH, Bayern Innovativ GmbH, Empolis GmbH, Health Study Club GmbH, Huawei Technologies Deutschland GmbH, SYSTHEMIS AG, Vogel Stiftung Dr. Eckernkamp

Danke auch an die Jury: 

  • Dr. Christian Andersen, Netzwerkmanager am Zentrum für Digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken
  • Dr. Cornelia Kolb, Geschäftsführerin Awesome Technologies Innovationslabor GmbH
  • Prof. Dr. habil. Nicholas Müller, Forschungsprofessur "Sozioinformatik und gesellschaftliche Aspekte der Digitalisierung" an der Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS)
  • Amelie Reigl, Doktorandin im Bereich Biologie, Mitgründerin eines Biotech-Startups und bekannt auf TikTok und Instagram als dieWissenschaftlerin
  • Prof. Johannes Schobel, Forschungsprofessor im Bereich „Digitale Medizin und Pflege" an der Hochschule Neu-Ulm

IMG_1230

IMG_1232

IMG_1237

IMG_12391706268452959_DSC6189IMG_5977IMG_5979IMG_6035

>>> zurück