Würzburgs erste Start-up-Unkonferenz begeistert
59 Menschen hätten am 23. November 2024 tausend andere Möglichkeiten gehabt, ihren Samstag zu verbringen. Doch sie entschieden sich, am ersten Start-up- und Innovations-Barcamp teilzunehmen – obwohl es kein vorab festgelegtes Programm gab. Warum das?
"Ich lasse mich überraschen", meinte Amelie Reigl, die zum ersten Mal an einem Barcamp teilnahm.
Sie war nicht die Einzige, die gespannt in den Tag startete und am Abend begeistert nach Hause ging. Unter den Teilnehmenden waren auch Schüler, die eine Social-Media-Beratung gegründet haben, Studierende, Start-up-Gründer:innen, Angestellte noch auf der Suche nach der zündenden Idee und Rentner, die Lösungen für drängende Verkehrsprobleme entwickeln möchten.
Aber der Reihe nach ...
Die Würzburger Gründerzentren IGZ, TGZ und ZDI haben gemeinsam mit den Würzburger Hochschulen das erste Start-up- und Innovations-Barcamp im Graduiertenkolleg der Uni Würzburg veranstaltet. Ziel war es, Gründungsinteressierte, Gründer:innen, Studierende und Innovationsbegeisterte zu vernetzen, Ideen auszutauschen und voneinander zu lernen. Das Ganze im Barcamp-Format, bei dem das Programm erst am Veranstaltungstag von den Teilnehmenden festgelegt wird.
Klingt chaotisch? Nein, es passt perfekt zum Gründergeist: einfach mal machen.
Visionäre Ideen brauchen einen langen Atem
Wie schwierig und zugleich erfüllend es ist, “einfach mal zu machen”, davon berichtete Daniel Daum, Mitgründer von ecoro, in einer kurzen Keynote. Das Start-up möchte nichts Geringeres als die Straße neu denken und Güter unterhalb der Fahrbahn automatisiert transportieren. Ein perfekter Einstieg in den Tag, der zeigte, dass es neben einer Vision auch einen langen Atem braucht.
Dann war es Zeit für die Sessionplanung. Die Teilnehmenden präsentierten ihre Vorschläge. Daraus entstand das Programm mit elf Vorträgen, Frage- und Diskussionsrunden à 45 Minuten. Die drei parallelen Tracks deckten ein sehr breites Themenspektrum und alle Phasen der Gründung ab.
Vom Pitch-Feedback über Gründerpreis bis zum Fuck-up
Clemens Launer, Mitgründer von iNDAct und Gewinner des Deutschen Gründerpreises 2016, sowie Johannes Laier, Mitgründer von WeSort.AI und Deutscher Gründerpreissieger 2024, erzählten in der Session "Von der Idee bis zum Deutschen Gründerpreis" unter anderem von den Höhen und Tiefen des Gründeralltags. Oder wie Clemens es ausdrückte: "Uns gibt es noch, andere, die mit uns gestartet sind, wurden verkauft oder haben Insolvenz angemeldet." Beide empfahlen: Vernetzt euch mit Leuten, die das gemacht haben, was ihr erreichen wollt.
Bei Sophia Lick platzte der Raum aus allen Nähten. Die Gründerin holte sich Feedback für ihr Pitchdeck, mit dem sie beim Weltfinale der "Red Bull Basement" Challenge Anfang Dezember 2024 in Tokio ihre KI-basierte Mentaltraining-App für Profisportler vorstellen wird.
In einer weiteren Session ging Corina Reiner darauf ein, "mit welchen Herausforderungen ich wann rechnen muss: von der Gründung bis zum Exit".
Der langjährige Unternehmer Florian Greß sprach darüber, "woran er in 25 Jahren Selbständigkeit im Software- und IT-Umfeld gescheitert ist". Sein ehrlicher und unterhaltsamer Vortrag zeigte vor allem eines: "Fuck-ups" gehören zum Erfolg dazu.
Und was sagte Barcamp-Neuling Amelie Reigl am Ende des Tages zu all dem? "Ich bin begeistert, wie viele Themen es gab, die man so nicht auf einer klassischen Konferenz findet, ich habe viel mitgenommen."
Unser Fazit?
Das erste Start-up- und Innovations-Barcamp war von großer Offenheit geprägt: Das zeigte sich an der großen Themenvielfalt. Es hat den Austausch zwischen Menschen ermöglicht, die sonst vielleicht nie miteinander ins Gespräch gekommen wären.
Bleibt zu hoffen, dass sie wie wir energiegeladen nach Hause gegangen sind und statt eines "Uns gibt es noch", sagen "Uns gibt es jetzt. Ich setze meine Idee endlich um." Genau diesen Pioniergeist braucht es, denn “er hält eine Stadt jung", wie Schirmherr Benedikt Stegmayer, Kultur-, Wissenschafts- und Wirtschaftsreferent, in seinem Grußwort am Vormittag betonte.
Dirk Jung, Geschäftsführer des TGZ und IGZ Würzburg fasst am Abend die Veranstaltung so zusammen: "Es ist schön, dass die drei Gründerzentren IGZ, TGZ und ZDI mit dem Barcamp ein weiteres Angebot geschaffen haben, das Gründungsideen fördert und Menschen vernetzt."
Wann ist der nächste Termin?
Der Termin für das nächste Start-up- und Innovations-Camp steht noch nicht fest. Melde dich für unseren Newsletter an, dann bekommst du rechtzeitig Infos und erfährst, was in Würzburg sonst noch Spannendes in Sachen Gründung/Start-ups passiert.
Fragen rund ums Gründen beantworten Dr. Jennifer Gehring und Dr. Gerhard Frank, beide Projektleiter am IGZ, und ab sofort auch 24/7 der Chatbot auf der Seite von Gründen in Mainfranken.
Wir bedanken uns an dieser Stelle für die Gastfreundschaft des Graduiertenkollegs der Uni Würzburg sowie bei unseren Sponsoren für die Unterstützung des Start-up- und Innovations-Barcamps: IT-Projektschmiede, IT-Verband Mainfranken und Wodanio Webtechnologies.